Das Wichtigste im Überblick
- HUNDERT PROZENT hat den Briefzusteller Frank Jarosch auf seiner Tagestour begleitet, um die Hürden und Hindernisse seines Jobs kennenzulernen.
- Sein E-Bike hat er mit drei Gepäcktaschen beladen – sie wiegen insgesamt 48 Kilogramm. Ihr Inhalt: Briefe, Kataloge, Prospekte, Zeitschriften.
- Jarosch muss auf seiner Tour auf Autos und Fußgänger achten, wenn er Bürgersteige befährt und Straßen überquert. Dabei behält er immer die Übersicht.
- Tipps für die Sicherheit von Zustellerin oder Zusteller und der Fahrradcheck.
Sie sind immer unterwegs – bei Schnee, Regen, Hitze oder Kälte: die Briefzustellerinnen und Briefzusteller der ZG Lausitz. HUNDERT PROZENT hat den Briefzusteller Frank Jarosch bei einer Tagestour begleitet, um die Hürden und Hindernisse seines Jobs kennenzulernen. Dazu gehören nicht nur Fußgänger und Autofahrende, sondern auch bissige Hunde.
Es ist bitterkalt in Cottbus, als Frank Jarosch morgens um 8 Uhr auf sein schwarzes E-Bike steigt. Das Thermometer zeigt 0 Grad an. Vor der Kälte hat sich der 56-jährige Brandenburger gut geschützt. Unter seiner dunkelblauen Allwetterjacke mit reflektierenden Streifen trägt er eine dicke Fleecejacke, dazu eine Thermohose, flauschige Fingerhandschuhe sowie robuste und rutschfeste Trekkingschuhe. Sein Rad hat er mit drei Gepäcktaschen beladen – eine vorn am Lenker, zwei an den Seiten des Hinterrads. Sie wiegen insgesamt 48 Kilogramm. Ihr Inhalt: Briefe, Kataloge, Prospekte, Zeitschriften. Und dann geht’s los: „Hier trägt der Chef noch selbst aus“, sagt der bärtige Mann und lacht, als er den Hinterhof der Lausitzer Rundschau in Richtung Innenstadt verlässt.
Im Kopf abgespeichert
Frank Jarosch ist Teamleiter der ZG Lausitz GmbH, die Dienstleister der Regio Print Vertrieb (RPV) ist. Zum Team gehören 28 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters – allein 26 sind fünf Tage in der Woche auf ihren Fahrrädern unterwegs, um Briefe und Drucksachen an Haushalte, Geschäfte und Behörden in der Stadt Cottbus und deren Umland auszuliefern. Das Team komplettieren zwei Kolleginnen, die ab 4 Uhr morgens die täglichen Sendungen für die Lieferbezirke vorbereiten. Ab 6 Uhr morgens startet das gesamte Team mit der Arbeit – jede Briefzustellerin und jeder -zusteller sortiert und ordnet die auszuliefernde Menge nach Ablauf der persönlichen Tour, Straße für Straße, Hausnummer für Hausnummer. Das ist für alle Teammitglieder längst Routine, sie kennen ihren Bezirk seit Jahren in- und auswendig und haben ihn im Kopf abgespeichert. Und das ist auch gut so. Warum, erklärt Jerôme Schwabe, Geschäftsführer der ZG Lausitz: „Die Zustellerinnen und Zusteller behalten ihre Touren dauerhaft. Wenn sie nämlich alle zwei bis drei Wochen die Touren wechseln, würde sie das mental und psychisch belasten. Diesen Druck wollen wir nicht aufbauen.“
Eis, Glätte und bissige Hunde
Während der Sortierung wird auch viel erzählt – es sind Geschichten aus dem Berufsalltag, über aggressive Autofahrer, die keine Rücksicht mehr auf Radfahrende nehmen, oder über Gefahren bei Eis und Glätte im Winter, besonders auf dem Kopfsteinpflaster in der Cottbuser Altstadt. Fast alle sind schon bissigen Hunden begegnet, vor allem in den umliegenden Dörfern. Ein Patentrezept dagegen gibt es nicht: Ein Zusteller füttert Hunde mit einem Leckerli, eine andere Kollegin schützt sich vor Bissen, indem sie den Hundebesitzer bittet, den Hund ins Haus zu holen.
So ist man als Zustellerin oder Zusteller sicher unterwegs
- für die bessere Sichtbarkeit: helle und reflektierende Kleidung tragen
- witterungsangepasste Kleidung tragen (regenabweisend, atmungsaktiv und wärmend)
- bei Glätte: Schuhe mit rutschhemmenden, profilierten und biegeweichen Sohlen tragen oder Spikes unter die Schuhe schnallen. Im Zweifel die Zustellung unterbrechen oder einstellen
- Taschenlampe mitführen, beispielsweise als Kopf- oder Brustlampe
- immer aufmerksam die Verkehrswege beobachten, besonders Ein- und Ausfahrten
- nur gut ausgeleuchtete Verkehrswege benutzen, Abkürzungen über schlechte oder schlecht beleuchtete Wege vermeiden
- nur verkehrssichere Fahrräder und andere Fahrzeuge benutzen
- Verhaltensregeln im Umgang mit Hunden beachten
- in kritischen Situationen nicht zustellen und Vorgesetzte informieren
- bei Belästigungen durch Personen deeskalierend verhalten
Höchste Konzentration bei Ein- und Ausfahrten
Zurück auf der Tour mit Frank Jarosch. Zielstrebig fährt er zu den ersten Stationen – von der Straße der Jugend zur Marienstraße und zu den Briefkästen von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Mindestens an jedem dritten Haus macht er Stopp, holt aus der vorderen Gepäcktasche mal einen, mal drei oder vier Briefe heraus, ein kurzer Blick auf die Adresse, dann steckt er die Sendung in den entsprechenden Briefkastenschlitz. So geht das immer wieder: vom Fahrrad absteigen, Post einwerfen, wieder aufsteigen, zehn Meter weiterfahren und wieder absteigen. Das erledigt Jarosch mit höchster Konzentration, gleichzeitig muss er noch auf die Autos und Fußgänger achten, zum Beispiel bei Ein- und Ausfahrten oder wenn er Bürgersteige befährt und Straßen überquert. Dabei behält er immer die Übersicht. Vom Staatlichen Schulamt geht’s zur Spree Galerie. In der Einkaufspassage überreicht Jarosch die Briefe persönlich an die Ladenbesitzer oder schiebt sie unter die Ladentür.
Keine Zeit für historische Fassaden
Weiter geht’s zum Staatstheater Cottbus – vorbei an Jugendstilhäusern. Jarosch hat keine Zeit für einen Blick auf die historischen Fassaden. Er muss ein Kleinpaket eines Onlinehändlers direkt an den Empfänger übergeben. Das Päckchen ist zu groß für den Briefkasten. Also Fahrrad abstellen und zwei Treppen hoch bis zur Wohnungstür. Zum Glück ist jemand da und nimmt die Sendung in Empfang. Und was wäre gewesen, wenn nicht? „Das Paket hätte ich wieder mit in die Zustellgesellschaft genommen und den Empfänger informiert, dass er sich die Sendung dort abholen kann.“ Es gibt noch andere Fälle: Manchmal fehlt der Name auf dem Briefkasten, manchmal ist der Empfänger unbekannt verzogen.
Vor Wind und Wetter geschützt
Vier Stunden nach dem Start hat Jarosch seine Tagestour beendet – seine Gepäcktaschen sind leer. Zurück im Medienhaus der Lausitzer Rundschau trifft er seinen Chef Jerôme Schwabe. Gemeinsam werfen sie einen Blick in die neue Kleiderkammer für die Persönliche Schutzausrüstung der Briefzustellerinnen und Briefzusteller. Dort sind Fleece- und Allwetterjacken, Poloshirts und UV-Schutzcremes für den Sommer, Gepäcktaschen sowie Schuhe übersichtlich in Regale einsortiert. Die Beschäftigten können je nach Bedarf darauf zugreifen. „Eine ordentliche Kleidung, die vor Wind und Wetter schützt, ist für mich eine Grundvoraussetzung, um die Sicherheit und Gesundheit unserer Beschäftigten zu gewährleisten“, erklärt Schwabe.
E-Bike macht sicher und mobil
Dazu gehört auch eine moderne E-Bike-Flotte, die die ZG Lausitz kürzlich angeschafft hat. Die E-Bikes tragen dazu bei, die Mitarbeitenden von ihrer körperlich anstrengenden Arbeit zu entlasten. Die Räder werden von der Leasingfirma regelmäßig gewartet und repariert, damit die Briefzustellerinnern und -zusteller immer sicher unterwegs sind – ob im Winter oder im Sommer. Und um die Sicherheit und Mobilität auf der täglichen Tour noch zu steigern, hat das Team von Frank Jarosch eine weitere Idee entwickelt: eine mobile Serviceeinheit, die auf Zuruf schnell reagiert, um plötzlich auftretende Defekte während der Tour zu beheben. „Eine tolle Idee, über die wir gerade mit der Leasingfirma diskutieren. Das hätte Vorbildcharakter“, sagt Schwabe. Eins wird die mobile Serviceeinheit aber nicht beheben können: die Gefährdung durch bissige Hunde vor den Briefkästen. Da hilft nur der Tipp vom erfahrenen Briefzusteller Frank Jarosch: „Die Post wieder mitnehmen und gehen!“
Der Fahrrad-Check: Bevor es losgeht, prüfen Sie Ihr Rad!
- Greifen die Hand-, Feststell- und Rücktrittbremse?
- Sind die Pedale rutschfest und unbeschädigt?
- Sitzen die Lenkergriffe fest?
- Sind das Vorder- und Hinterrad unbeschädigt?
- Haben die Reifen genügend Luftdruck und ausreichend Profil?
- Funktioniert der Fahrradständer?
- Sind die Schutzbleche fest und schleifen nicht am Reifen?
- Ist die Kette richtig gespannt?
- Ist die Beleuchtung in Ordnung?
- Sind die Front-, Rück- und Speichenstrahler funktionstüchtig?
- Funktioniert die Klingel?
Das bietet die BGHW: Hier können Sie sich kostenlos zum Pedelec-Training vor Ort anmelden