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"Schütz Deine verdammten Ohren"

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Neues Lärmschutz-Portal der BGHW geht online.
  • Mini-Kampagne thematisiert Lärmschutz mit zwei Videoclips
  • Mit Beispielen, wie sich reduziertes Hörvermögen in drei verschiedenen Schweregraden “anfühlt”.
  • “Behind the scenes” mit Darstellern und Kamerateam
Symbol für einen informativen Hinweis

“Gib deinem Gehör ein Morgen” und “Schütz deine verdammten Ohren” - dazu fordert eine neue Mini-Kampagne der BGHW auf. Zielgruppe sind insbesondere junge Menschen, die die schädlichen Auswirkungen von Lärm oft gravierend unterschätzen - sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld. HUNDERT PROZENT war beim Dreh der Video-Clips dabei, die das Thema auf dem neuen Lärmschutz-Portal eindrucksvoll in Szene setzt.

Video Schuetze deine_Ohren

„Schütze die verdammten Ohren!“ Immer und immer wieder schreit Pat durch den Raum. Wut ist in seinen Augen zu lesen. Dann macht sich Verzweiflung breit. Der Hamburger ballt die Faust. Fasst sich an die Stirn. Auf seinen Ausruf folgt Stille. Beinahe könnte man eine Stecknadel fallen hören - und dann - zwinkert Pat mit einem kessen Lächeln in die Kamera. „Cut!“ Regisseur Sebastian Stücke ist begeistert, und auch Kameramann Eike Marquardt signalisiert mit einem Daumen nach oben: Jetzt ist alles im Kasten. 

Was sich hier in einem kleinen Filmstudio in Hamburgs Hafencity mantraartig in die Köpfe der Set-Mitarbeiter eingebrannt hat, soll im Rahmen einer BGHW-Kampagne für Aufsehen sorgen. „Ohren schützen!“ hat Pat doch gesagt. Es geht um Lärmschutz. Denn zu laute Geräusche gehören zu den häufigsten Gefährdungen am Arbeitsplatz. Dass dies oft unterschätzt wird, zeigt die hohe Zahl der Beschäftigten mit der Diagnose Lärmschwerhörigkeit. Grund genug für die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW), dieses wichtige Thema in den diesjährigen Fokus zu nehmen.

Ohrstöpsel lässig über der Schulter

Mit schweren Vorhängen und Metallstangen, indirekter Beleuchtung und einer Leiter haben Beleuchter Raik Lingner und Tonmann Hennig „Henk“ Jäger vor einer schweren Metalltür das perfekte Lager imitiert. Blaues Licht leuchtet kräftig und verleiht der Kulisse eine geheimnisvolle Atmosphäre.  „Nimm bitte etwas Blau raus“, fordert Sebastian Stücke - „Das ist Cyan!“, belehrt Lingner augenzwinkernd und erklärt, wenn die Ecke kälter scheinen soll, könne man den Weißanteil in der Lampe noch erhöhen. Gesagt getan. Und es wirkt. 

Als die Männer noch hier am Set bastelten, war Pat gerade in der Maske. Mit regenbogenfarbenen Strümpfen sitzt er mit Arbeiter-Latzhose und zerknittertem Shirt auf dem Stuhl von Make-Up-Artistin Josephine Winter. Die Socken sind das einzige, was dem Individualisten geblieben sind. Denn die sieht man ja später nicht. Ansonsten trägt der Schauspieler, was ihm geheißen. Winter ist vom einzigartigen Look ihres Models begeistert. „Da braucht man nicht viel zu machen, ein kleines bisschen Concealer, etwas abpudern und den Bart stutzen“, erklärt sie. Damit genau der aber später bei den Aufnahmen gut liegt, drückt die Fachfrau ihn immer mal wieder zurecht. Pats Markenzeichen ist grau-meliert - das sticht bei den Aufnahmen direkt ins Auge. Dazu kommt ein Hammer-Afro mit Dreadlock. Und der wäre durch die großen „Mickey-Mäuse“ nur unnötig plattgedrückt worden. Deshalb empfiehlt Markus Radtke, Referent Physikalische Einwirkungen, Leiter des Lärm-Seminars der BGHW und Lärmschutz-Fachmann am Set, kleine neonfarbene Ohrstöpsel. Die kommen auf dem dunklen Oberteil, lässig über die Schultern geworfen, ohnehin gut zur Geltung.

Aus der Maske in die Ohren

Selbstverständlich wäre im echten Arbeitsumfeld die Frisur keine Entschuldigung. „Aber je nach Arbeitsbereich werden oft auch nur die Ohrstöpsel empfohlen“, sagt der BGHW-Experte. Es komme eben immer auf die Anforderungen und den jeweiligen Bedarf an. Und da für das Set-up im Vorfeld nicht definiert wurde, ob Pat in seiner Rolle mit schweren und sehr lauten Maschinen zu tun hat, oder ob er sich nur vorm gewöhnlichen Lagerlärm schützen soll, entscheiden sich alle für eine Pausenszene ohne großes „Geschütz”. Der Protagonist will sich mit seinem Kollegen über Paletten austauschen. Doch – „du bist ja taub wie Omma“ – der hört nichts mehr.

Auf großen und kleinen Monitoren können die Crew-Mitglieder die Dreharbeiten verfolgen. Produktionsleiterin Kira-Vanessa Kutschik zeigt sich vom „Look and Feel“ begeistert: „Das ist genau das, was wir wollten. Das macht er großartig“, sagt sie. Auch Art-Directorin Tania Schmidt ist begeistert. Die kreativen Entscheider nippen an Wasserflaschen und Kaffeebechern. In einer Ecke des Raumes warten „fancy“ belegte Brötchen, wie Schauspielerin Nathalie feststellt. Die Musical-Darstellerin war vor Pat an der Reihe, hat den weiblichen Part der Kampagne übernommen und ist dafür extra aus Bonn angereist. Die beiden wirken vor der Kamera. Ihre schmerzverzerrten Gesichter in der Volltotalen brennen sich ein. Das sollen sie aber auch. Denn noch immer ist Lärmschutz für viele „unbequem“.

Lieber Vor- statt Nachsicht


Dabei ist Lärmschutz enorm wichtig. Aus diesem Grund erließen die Unfallversicherungsträger und staatliche Stellen bereits ab Mitte der 1970er-Jahre verschiedene Vorschriften zum Lärmschutz an Arbeitsplätzen. 

Arbeitnehmende sich verpflichtet, die vom Arbeitgeber oder Arbeitgeberin im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung definierten technischen Hilfsmittel zum Schutz vor Lärm zu nutzen. „Zur Beurteilung der Lärmexposition gibt die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung verschiedene Auslösewerte vor, die – wenn sie erreicht oder überschritten werden – Präventionsmaßnahmen erforderlich machen“, erklärt Markus Radtke. Doch wie so oft wird Schutz meist erst dann interessant, wenn es schon zu spät ist. Ab einem Schalldruckpegel von 85 Dezibel kann es bei langfristiger Einwirkung zu Gehörschäden kommen. Ab 150 Dezibel treten schon innerhalb von Sekunden irreparable Schäden des Gehörs auf. Das heißt, diese können nicht korrigiert werden. 

Großen Wert legt die BGHW daher auf Prävention. Es gilt über Gefahren aufzuklären und den Menschen das nötige Rüstzeug an die Hand zu geben. Unternehmensleitung und Beschäftigte müssen informiert, Gehörschutz bereitgestellt, arbeitsmedizinische Vorsorge geleistet und die Tragepflicht des Schutzes durchgesetzt werden. Es kann auch nötig sein, bestimmte Lärmbereiche, in denen der sogenannte Auslösewert überschritten wird, entsprechend zu kennzeichnen und ein Lärmminderungsprogramm aufzustellen.

Markus Radtke ist Referent im Bereich Physikalische Einwirkungen bei der BGHW und Leiter des Lärmseminars.

Hörschäden summieren sich über die gesamte Lebenszeit hinweg. Einmal eingetretene Hörschäden sind nicht heilbar.

Markus RadtkeLärmexperte der BGHW

Lärm macht krank


Am Set in Hamburg ist all das durch die Aufnahme präsent. Pats Flehen und Schimpfen, Trauern und seine Hilflosigkeit haben sich in die Köpfe der Crew-Mitglieder eingebrannt. Wann immer es um sie herum im Alltag laut wird, sehen sie den Schauspieler vor ihrem geistigen Auge. Die Kampagne scheint also direkt zu wirken. 

Und nicht nur auf der Arbeit, wenn ein Filmteam beispielsweise mal wieder von einem Schauspieler stundenlang angeschrien wird, kann es zu laut sein. Wie das Landesgesundheitsamt erklärt, weisen 15 von 100 Jugendlichen bereits Hörschäden auf. Als wesentliche Ursache hierfür wird Freizeitlärm angesehen. „Hörschäden summieren sich über die gesamte Lebenszeit hinweg. Einmal eingetretene Hörschäden sind nicht heilbar“, sagt Markus Radtke. Und natürlich habe Lärm auch eine subjektive Komponente: Jeder Mensch nimmt Geräusche und deren Intensität anders wahr und fühlt sich davon mehr oder weniger beeinträchtigt. Daher berät die BGHW gerne. Im Individualfall oder auch ganze Unternehmen. Mit professionellen Lösungen lassen sich Werkstatthallen und Lager entsprechend ausstatten. Im Rahmen des Arbeitsschutzes können also technische Maßnahmen eingeleitet und Anpassungen vorgenommen werden. “Denn Lärm kann krank machen. Nicht nur die Ohren, sondern auch die Psyche", sagt Markus Radtke. Er könne Stress verursachen und dazu beitragen, dass die Fehlerquote bei der Arbeit steigt. 

Schmecken mit allen Sinnen

Pat sagt, er habe viel gelernt: „Durch meine Jobs werde ich auch auf Dinge aufmerksam, mit denen ich mich vielleicht sonst nicht beschäftigen würde. Das ist richtig Klasse.“ Schwerhörig will niemand werden. Taub schon gar nicht. „Es gibt ja viel, das es lohnt zu hören“, so der Schauspieler. Musik, liebe Worte. „Du hast echt Wahnsinnsaugen“, kommentiert Regisseur Sebastian Stücke die Nahaufnahmen in der Abnahme. Pat bekommt rote Wangen. Draußen beginnt der Regen zu prasseln. Ganz sacht, aber eben doch gut hörbar. Dazu das Kreischen der Hamburger Möwen. „Der Feierabend-Kaffee würde ohne diese Geräusche jetzt wohl ganz anders wirken“, sagt Pat. Wie recht er doch hat. 

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