Aus Liebe … nachhaltig

Frage: Was war der treibende Faktor für Vitakraft, ein neues Hochregallager, den Vitacube, zu bauen?

Heinz Gardewin: Der treibende Faktor? In erster Linie mal unsere Umsatzentwicklung. Dass wir deutlich gewachsen sind in den Jahren und dass wir viel, viel extern lagern mussten. Wir hatten drei, vier externe Läger, hatten dadurch dann immer internen Lagern Verkehr und natürlich mit entsprechend hohen Kosten. Die erste Idee war schon 2014, die haben wir dann aber erst einmal verworfen und dann haben wir das 2019 wieder aufgenommen. Dann haben die Planung begonnen und wir haben während der Pandemie das Lager gebaut und dann auch in einer anderen Größe, als es ursprünglich 2014 mal geplant haben.

Frage: Welche Vorteile bringt der Vitacube für Vitakraft?

Heinz Gardewin: Wir sind deutlich schneller geworden. Wir bewegen 4.000 Paletten am Tag rein und raus. Aber der größte Vorteil ist eigentlich: Wir würden es ohne das Lager gar nicht mehr schaffen. Von daher ist das ein Selbstzweck. Aber wir haben auch viel einsparen können, viel Transporte gespart, die wir sonst haben. Entscheidend ist wirklich: Wir brauchen das Lager, definitiv.

Frage: Was sind die Vorteile für die Mitarbeitenden von Vitakraft?

Heinz Gardewin: Also für die Mitarbeiter? Sie haben eben mal erwähnt, wir wären relativ modern aufgestellt. Das war ein großes Thema für die Beschäftigten, dass wir viel Geld in die Hand nehmen, in Richtung Modernisierung und Automatisierung. Wir haben ja keine Beschäftigten verloren. Wir haben in den letzten Jahren haben wir 100 Leute neu eingestellt. Das hängt aber mit unserem Wachstum zusammen.

Frage: Warum betreibt Vitakraft seinen neuen Vitacube eigentlich mit einer Brennstoffzellenanlage?

Dennis Schewa: Bei dem Hochregallager, was wir gebaut haben, muss man sich ab einer gewissen Zeit natürlich die Frage stellen, wie gewährleisten wir den Brandschutz. Es ist ja ein wichtiges Thema in der heutigen Zeit. Und da hat man entweder die Möglichkeit, über die konventionelle Art, eine Sprinkleranlage einzubauen, wobei das relativ hohe Wartungskosten und irgendwann mal auch Revisionskosten mit sich führt. Und so eine Brennstoffzellen- Technologie, die hat den netten Nebeneffekt, dass man neben dem Strom und der Wärme, die erzeugt wird, auch sauerstoffarme Luft als Abfallprodukt hat. Dieses Abfallprodukt, das initiieren wir ins Hochregallager und senken damit den Sauerstoffgehalt von 21 Prozent runter auf 14 und dadurch generieren wir eine Atmosphäre, in dem Feuer nicht brennen kann.

Frage: Welche Vorteile bietet die Brennstoffzellenanlage noch?

Dennis Schewa: Was ich eben schon erläutert habe Wir nutzen den Strom, um unser Hochregallager und die Intra-Logistik zu betreiben. Und die Abwärme schicken wir durch unseren Campus in die verschiedenen Untersttationen. Das bedeutet: Wir haben hier ein Nahwärmenetz, an dem unsere Produktions- und Verwaltungsgebäude hängen. Und die Wärme kann dann je nach Bedarf in den verschiedenen Gebäuden entnommen werden. Damit heizen wir unsere Gebäude oder nutzen das eben auch für unsere Prozesswärme in der Produktion.

Frage: Die Brennstoffzellenanlage macht Vitakraft also unabhängig von anderen Energien?

Dennis Schewa: Genau! Also aus dem Gas, mit dem man die Anlage füttert, nutzen wir alle Komponenten, sprich wir nutzen den Stickstoff, wir nutzen den Strom und wir nutzen die Wärme. So generieren wir einen sehr, sehr hohen Wirkungsgrad und damit ist die Anlage sehr effektiv.

Frage: Welche Herausforderungen stellt der Vitacube an den Arbeitsschutz?

Dr. Karin Tiemann: Ja, es sind große Herausforderungen für uns gewesen, weil auch neu. Und die Herausforderung ist einerseits das Arbeiten in großen Höhen mit der Absturzgefahr und dann das Arbeiten unter sauerstoffreduzierter Atmosphäre. Wir haben dort eine Atmosphäre von 14 Prozent Sauerstoff in der Luft und das merken sie. Normalerweise hat man so in der Umwelt eine Konzentration von 21 Prozent Sauerstoff und dadurch entsteht das Gefühl, als wenn man oben auf dem Berg ist. Und die Personen, die da rein müssen, um eine Störung zu beheben, die müssen topfit sein. Die haben also Vorsorgeuntersuchungen in Sachen Lungenvolumen und auch Vorsorgeuntersuchung in Sachen kann ich Höhe ab: Kann ich nach unten oder in die Höhe gucken ohne Schwindel. Das ist ganz wichtig. Und dann mussten wir ganz, ganz viele Schulungen organisieren, die regelmäßig wiederholt werden müssen, um das Arbeiten in den Gangreihen, das Übersteigen von bestimmten Dingen oder das Retten von Verletzten zu gewährleisten. Das müssen die Leute auch können, denn die Feuerwehr übernimmt erst unten. Wir müssen als Vitakraft sicherstellen, dass die Verletzten vom hohen Bereich dann nach unten kommen.

Frage: Wie macht man das Arbeiten in einer sauerstoffarmen Atmosphäre sicher?

Dr. Karin Tiemann: Die sauerstoffreduzierte Atmosphäre bedeutet natürlich, dass wir Messstationen haben. Wir haben über 30 Sensoren in der Halle, die die Sauerstoff-Konzentration kontrollieren. Wir haben dann Alarmsysteme, akustisch, optisch und auch digital, sodass wir immer sehen können, wie ist die Sauerstoffversorgung am Tableau, wenn man eintritt. Und wir haben Zugangsberechtigungen. Das heißt, ich kann da jetzt nicht so einfach rein, sondern ich brauche eine Chipkarte. Mit dieser Chipkarte melde ich mich am Tableau an. Und ab dann läuft meine Zeit. Weil bei unserer Sauerstoff-Konzentration dürfen wir nur zwei Stunden maximal im Vitacube sein, ansonsten würde es uns gesundheitlich schlechter gehen. Und dann müssen wir raus. Wenn wir nicht rausgehen, gibt es ein Riesen-Alarm und das wird alles überwacht durch den Werkschutz, die das dann am Tableau auch sehen.

Frage: Wie lange hat es gedauert, entsprechende Maßnahmen zu entwickeln?

Dr. Karin Tiemann: Ja, das hat schon eine Weile gedauert, das hat sich ja entwickelt. Gott sei Dank steht schon ein Vitacube ja nicht schnell. Ich war bei der ganzen Konzeption mit dabei. Ich konnte mich immer wieder einbringen und dadurch konnte ich die Gefährdungsbeurteilung immer wieder anpassen. Aber das hat schon auch ein Jahr gedauert, bis wir dann den Vitacube auch stehen hatten. Und dann hat es noch mal gedauert, die Mitarbeiter auszubilden und zu unterweisen. Das lassen wir auch extern machen, weil das einfach zu kompliziert ist. Also ich würde jetzt nicht da nach oben steigen, sondern das machen richtig fitte Leute und eben auch richtig fitte Leute, die sie schulen und zwar direkt bei uns im Lager, damit sie sich dran gewöhnen an unser Lagersystem, an unsere Regale, an unsere Geräte und unsere Leitern.

Frage: Welche Rolle spielt der Vitacube für die Nachhaltigkeitsstrategie von Vitakraft?

Dr. Nicole Rabehl: Es spielt schon eine sehr große Rolle. Mit der Brennstoffzelle generieren wir ja nicht nur die sauerstoffarme Luft für den Vitacube, sondern eben auch Strom und nutzen die Abwärme auch für unser Wärmenetz, um damit andere Gebäude zu heizen. Und das sind natürlich ganz tolle Aspekte, die uns auch helfen, die CO2-Emissionen hier am Standort zu reduzieren. Das macht sich schon bemerkbar. Wir hatten vor einigen Jahren schon mal den CO2-Fußabdruck hier für den Standort bestimmt. Daraus können wir natürlich jetzt auch sehr gute Zahlen, Daten, Fakten ableiten und können sehen, dass wir mit dem Betrieb der Brennstoffzelle auch eine messbare Reduktion des CO2-Fußabdruck hier am Standort erreichen konnten.

Frage: Wie setzt Vitakraft seine Nachhaltigkeitsstrategie in der Produktion um?

Dr. Nicole Rabehl: Wir haben uns verschiedene Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Da ist natürlich das Thema Klimawandel, besonders die CO2-Emissionen oder besser die Energie bedingten CO2-Emissionen sind gerade für die Kollegen in der Produktion sehr, sehr wichtig. Die Kollegen sind sehr akribisch dabei, natürlich immer zu schauen, an welcher Stelle können wir noch energiesparende Maßnahmen umsetzen, sei es die Beleuchtung, sei es eben Optimierung in den Prozessen an den Maschinen oder verschiedenen anderen Möglichkeiten.

Frage: Wie schafft man es, dass die Mitarbeitenden dabei mitmachen?

Dr. Nicole Rabehl: Als wir bei Vitakraft angefangen haben, mit dem Thema zu arbeiten, haben wir schnell gemerkt, dass die Mitarbeiten auch wirklich informiert werden wollen, dass sie wissen wollen, welche Ziele wir uns gesteckt haben. Und dann, wenn sie gut informiert sind, versuchen sie natürlich auch alle ihren Beitrag zu leisten. Wir haben also die Informationen unter allen Mitarbeitern geteilt. Wie können sie selber Energie einsparen, auch im täglichen Arbeiten: das Licht auszumachen, wenn man nicht im Büro ist, nicht zu heizen und gleichzeitig die Fenster zu öffnen und das über einen längeren Zeitpunkt. Das sind vermeintliche Kleinigkeiten, sie tragen aber sehr viel dazu bei, das Verständnis und die Glaubwürdigkeit unserer Nachhaltigkeitsaktivitäten bei den Mitarbeitern zu fördern.