| Sicherheit

Der Hafen verzeiht keine Fehler

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Das Arbeiten in der Hafenbranche stellt besondere Anforderungen an die Beschäftigten und den Arbeitsschutz.
  • Die Aufgaben und Arbeitsweisen im Hafenumschlag sind sehr speziell und gefährlich.
  • Das wissen auch Lennart Rüpke, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der ADM in Hamburg und die 15 Beschäftigten im Hamburger Hafenbetrieb Silo P. Kruse. Dort werden See- und Binnenschiffe be- und entladen.
  • BGHW-Aufsichtsperson Katrin Baranowski und das Hafen-Team unterstützen die Mitgliedsunternehmen und ihre Mitarbeitenden intensiv.  
  • Die BGHW bietet speziell für die Hafenbranche passgenaue Qualifizierungsangebote für Führungskräfte, Sifas und Sicherheitsbeauftragte. 

„Die Arbeit im Hafen ist hart. Aber vor allem ist sie gefährlich“, sagt Lennart Rüpke. Die leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) der ADM Hamburg Aktiengesellschaft und BGHW-Aufsichtsperson Katrin Baranowski schildern bei einem Besuch im Hafenbetrieb Silo P. Kruse die Herausforderungen für den Arbeitsschutz im Hafen.

Alltag birgt große Risiken

Am Hafenterminal des Silobetriebs P. Kruse in Hamburg stehen mehrere Personen in Warnkleidung auf einer Plattform des Krans und sprechen miteinander.
Der Austausch vor Ort ist das A und O - auch für pragmatische Lösungen.

Gerade die alltäglichen Arbeiten bergen große Risiken, weiß Lennart Rüpke. Er ist bei ADM für die Häfen Hamburg, Rostock und Magdeburg zuständig. Mindestens einmal in der Woche legt er auf der Fahrt zum Hamburger ADM-Terminal einen Stop bei Silo P. Kruse an der Hamburger Rethe-Brücke ein. „Ich schnacke mit den Leuten und möchte wissen, ob alles in Ordnung ist“, sagt er. So habe er Gelegenheit, die Beschäftigten in klassischen Arbeitssituationen anzutreffen.

Beispielhafte Gesprächssituation im Alltag 
„Zum Beispiel komme ich auf den Hof während einige Kollegen eine Schüttgosse reinigen. Das ist ein etwa 1,5 Meter tiefer Schacht, in dem Schüttgüter über eine Förderschnecke transportiert werden. Der Schacht ist mit einem Gitterrost abgedeckt. Ich frage sie, was der Sicherheitsplan beinhaltet für den Fall, dass sich jemand verletzt und aus dem Schacht heraustransportiert werden muss“, beschreibt Sifa Rüpke eine beispielhafte Gesprächssituation. Der Hafenbetrieb Silo P. Kruse ist mit 15 Beschäftigten einer der kleineren Standorte des ADM-Konzerns. Dort werden Schüttgüter wie Getreide, Ölsaaten und Futtermittel umgeschlagen. Das heißt, sie werden per Lkw, Bahn oder Schiff geliefert, entladen, zwischengelagert und nach kurzer Zeit wieder abgeholt. Das Besondere: Hier können See- und Binnenschiffe be- und entladen werden. Während drei Beschäftigte im Büro an der Frachtenbörse für Umschlag sorgen, Lieferungen, Zwischenlagerungen und Lagerplätze organisieren, sind zwölf Mitarbeiter bei Wind und Wetter auf der Außenanlage an den Silos im Einsatz. 

Lennart Rüpke, Fachkraft für Arbeitssicherheit, mit Gelber Warnjacke und weißem Schutzhelm ausgestattet, ist im Porträt zu sehen. Er erklärt etwas, gestikuliert mit beiden Händen, die in Schutzhandschuhen stecken.

Für mich steht gute Kommunikation über allem. Und zwar auf Augenhöhe und auf freundschaftlicher Basis. Wer sich als Sheriff aufführt, hat hier keine Chance!

Lennart Rüpke, leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit der ADM Hamburg
Ein Mann in gelber Warnjacke und mit weißem Helm auf dem Kopf öffnet mit einer Eisenstange ein Silo.
Alle Silos werden händisch geöffnet und geschlossen.

Sie entladen Weizen, Raps und Schrot, Mais oder Futtermittel von den Schiffen, Lkw oder Güterwaggons und befördern die Güter über Förderanlagen in die rund 160 Silozellen. Es ist staubig, schmutzig und laut. „Jedes Silo wird manuell geöffnet und geschlossen“, erklärt Betriebsleiter Martin Stechow. „Anders als an anderen Standorten wird hier ausschließlich händisch gearbeitet – mit großen Geräten an Lkws, Schiffen und Zügen, am Wasser und in großen Höhen“, sagt Lennart Rüpke. Für ihn steht gute Kommunikation über allem. „Und zwar auf Augenhöhe und auf freundschaftlicher Basis. Wer sich hier als Sheriff aufführt, hat keine Chance“, sagt er.

BGHW-Hafen-Team steht zur Seite
Bei seiner täglichen Arbeit als Sifa legt er Wert auf pragmatische Lösungen. „Natürlich im gesetzlich vorgegebenen Rahmen. Das ist für eine Sifa unabdingbar“, sagt der Arbeitssicherheitsexperte. Zum Beispiel bei der Silo-Reinigung. Das Arbeiten im Silo ist gefährlich und bedarf eines Rettungskonzeptes für den Notfall. Für das Erstellen dieses Konzeptes braucht man Zeit, muss alle Möglichkeiten zur Sicherung und Rettung abwägen. Um auch hier alles richtig zu machen, schätzt er den Austausch mit der BGHW und Aufsichtsperson Katrin Baranowski, die ihm gerne als fachliche Beratung zur Seite steht. Sie und ihre Kollegen im Hafen-Team der BGHW-Regionaldirektionen Nord, Hamburg und Bremen, kennen sich mit den Gefährdungen in Hafenlogistik, Binnen- und Seehäfen und den Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit bestens aus. „Ob Binnen- oder Seehäfen: Wir haben es hier mit Container-Umschlag, Stück- und Schüttgut-Umschlag zu tun – das sind sehr spezielle Branchen mit besonderen Anforderungen an den Arbeitsschutz“, sagt die Aufsichtsperson. Warum die Ansprüche so besonders sind, das erklärt sich aus den speziellen Aufgaben und Arbeitsweisen im Hafenumschlag. 

Simon Mewes, ein Seminarteilnehmer mit kurzen grauen Haaren, Brille und im weißen T-Shirt, steht am Flipchart und schaut freundlich in die Kamera.

Das Arbeiten im Netzwerk ist klasse. Die Erkenntnis, dass andere ähnliche Probleme haben, und die BGHW an der Seite zu haben – das ist so wertvoll!

Simon Mewes, Sifa bei Brunsbüttel Ports
BGHW-Aufsichtsperson Katrin Baranowski spricht zu zwei Männern. Alle drei tragen gelbe Warnjacken und weiße Schutzhelme. Sie stehen auf einem Terminal bei Silo P. Kruse.
Aufsichtsperson Katrin Baranowski berät Martin Stechow und Lennart Rüpke bei Fragen zum Arbeitsschutz.

Auch das Team bei Silo P. Kruse hat es täglich mit vielen Unbekannten und neuen Herausforderungen zu tun. Oft entscheidet sich kurzfristig, wann und welche Schüttgüter eingelagert oder abgeholt werden. Je nach Lieferung werden mehr oder weniger Mitarbeitende eingesetzt, Schichten getauscht und entsprechende Arbeitsgeräte wie Kompaktlader für das Entladen auf dem Schiff organisiert. Dann werden die Luken gelöscht, wie man in der Hafenbranche sagt, das heißt die Schüttgüter werden entladen. Die Beschäftigten sind an der Kaikante und auf den Schiffen im Einsatz. Jedes Schiff ist anders. „Die Kollegen sind mit offenen Augen und hochkonzentriert im Einsatz und haben mögliche Gefährdungen im Blick“, weiß Lennart Rüpke.

Fehler haben oft schwerwiegende Konsequenzen
„Der Hafen verzeiht keine Fehler. Wenn Fehler gemacht werden, gehen diese meist mit schweren Verletzungen oder gar tödlich aus. Und das wissen die Menschen, die in See- und Binnenhäfen arbeiten“, betont Katrin Baranowski. Das Bewusstsein für Sicherheit und Gesundheit sei in der Branche heute ein ganz anderes als früher. „Gerade, weil die Arbeit gefährlich ist und Fehler oft schwerwiegende Konsequenzen haben, sind die meisten Unternehmen mittlerweile hervorragend im Arbeitsschutz aufgestellt. Das spiegelt auch die rückläufige Anzahl der Unfälle wider“, erklärt die Aufsichtsperson. Dazu tragen auch die Qualifizierungsangebote der BGHW für Führungskräfte, Sifas und Sicherheitsbeauftragte aus der Hafenbranche bei. Die Angebote, die das BGHW-Hafenteam und Heike Reuter aus dem Bereich Qualifizierung passgenau für die Zielgruppen entwickelt haben, informieren immer auch über aktuelle Entwicklungen im Arbeitsschutz.

Jörg Eilers, Sifa der Lübecker Hafen-Gesellschaft, sitzt am einem Tisch und Schaut in die Kamera.

Hier sitzen alle an einem Tisch – Hafenleute und BGHW – und besprechen praxisnahe Fachthemen der Hafenbranche.

Jörg Eilers, Sifa der Lübecker Hafen-Gesellschaft

Fachlicher Austausch auf Augenhöhe

In dem Seminarraum wird kräftig diskutiert und gearbeitet. Flipcharts stehen neben den Dozenten, an den Tischen verteilt sitzen Seminarteilnehmer.
Rege Diskussionen prägen den Sifa-Austausch der Hafenbranche in Soltau.

Lennart Rüpke und Kolleginnen und Kollegen anderer Hafenbetriebe schätzen dieses Angebot. Sehr gefragt ist der „Sifa-Erfahrungsaustausch Hafen“, bei dem neben aktuellen Infos zum Arbeitsschutz der fachliche Austausch im Mittelpunkt steht. Die Teilnehmenden können eigene Themen einbringen. Die Vorschläge, die den meisten Zuspruch erhalten, werden in „Sessions“, sprich Sitzungen, gemeinsam bearbeitet. Katrin Baranowski und das Hafenteam begleiten den Austausch fachlich. „Das Arbeiten im Netzwerk ist klasse. Die Erkenntnis, dass andere ähnliche Probleme haben, und die BGHW an der Seite zu haben – das ist so wertvoll“, sagt Teilnehmender Simon Mewes, Sifa bei Brunsbüttel Ports. Jörg Eilers, Sifa der Lübecker Hafen-Gesellschaft, ergänzt: „Hier sitzen alle an einem Tisch – Hafenleute und BGHW – besprechen praxisnahe Fachthemen der Hafenbranche.“ Für Lennart Rüpke ist der Austausch in den Fortbildungen essenziell: „Viele Themen sind übertragbar. Wir profitieren alle davon.“ 

Wertvolle Infos für den Alltag

Natalie Simon, Peine Frau im rosa Pullover, steht rechts neben einem Flipchart und schaut freundlich in die Kamera.
Natalie Simon, Prokuristin bei Simon Personaldienstleistungen

Natalie Simon, Prokuristin bei Simon Personaldienstleistungen an den Standorten Frankfurt, Ludwigshafen und Worms, schätzt die Sifa-Seminare der BGHW. Das Familienunternehmen kooperiert unter anderem mit einem Konzern der chemischen Industrie beim Schüttgut-Umschlag und Löschen der Schiffe in Ludwigshafen. „Der Austausch der Sifas ist für mich sehr hilfreich. Hier erhalte ich wertvolle Informationen mit verschiedenen Themenhintergründen für die Sicherheit der Beschäftigten bei der Arbeit im Hafen. Das hilft mir im beruflichen Alltag, weil ich diese Themen mitnehme und mit unserem Auftraggeber besprechen kann“, bekräftigt Natalie Simon, die in ihrem elterlichen Betrieb für Sicherheits- und Qualitätsmanagement verantwortlich zeichnet. 

Gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten

Eike Fokken, ein Mann der Bartträger und mit einem hellblau-geblümten Hemd bekleidet ist, steht rechts von einem Flip-Chart und schaut freundlich in die Kamera. Er schätzt den fachlichen Austausch auf kollegialer Ebene sehr.
Eike Fokken, leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Nord-West Oelleitung in Wilhelmshaven

„Ich schätze diesen fachlichen Austausch auf kollegialer Ebene sehr", sagt Eike Fokken, Leiter HSE bei der Nord-West Oelleitung in Wilhelmshaven. „Wir Seminarteilnehmer haben die Möglichkeit, gemeinsam Lösungsansätze für Probleme zu erarbeiten, die uns im beruflichen Alltag begegnen. Oft auch bei Randthemen, auch davon profitieren wir“, so die leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit.

 

Hilfe! Ich bin Vorgesetzter

 Henning Lankenau, ein Mann mit kurzen grauen Haaren steht neben einem Flipchart und blickt freundlich in die Kamera.
Henning Lankenau, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei BLG Logistics in Bremen

„Hilfe! Ich bin Vorgesetzter, lautet mein Thema. Viele Führungskräfte können sich kaum Zeit nehmen für Ihre Führungsaufgaben oder sind den Aufgaben nicht gewachsen", weiß Henning Lankenau, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei BLG Logistics in Bremen. „Häufig werden diese Tätigkeiten noch oben drauf gepackt. Oder auf andere übertragen. Aber wer kann wieviel aushalten? Unternehmensleitungen müssen für diese Themen sensibilisiert werden und gegensteuern. Im Sinne einer guten Unternehmenskultur! Es ist gut, dass wir uns in dieser Runde über diese Themen austauschen können", so Lankenau.

Jeden Tag dreht sich das Rad im Hafen – dank unserer Kolleginnen und Kollegen!

Ein Mann im schwarzen T-Shirt steht links neben einer Moderationstafel und schaut freundlich in die Kamera.
Fabian Vollmer, Fachkraft für Arbeitssicherheit, ADM Hamburg

„Ich bin das erste Mal dabei. Der konstruktive Austausch zur Lösungsfindung gefällt mir richtig gut – und ebenso, dass unsere Branche dabei im Mittelpunkt steht", sagt Fabian Vollmer, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei ADM Hamburg. „Schließlich hat die Schifffahrt den größten Anteil am internationalen Warenverkehr, und wir alle profitieren täglich davon. Jeden Tag dreht sich das Rad im Hafen – dank unserer Kolleginnen und Kollegen!“

Seminare für die Hafenbranche

Das Arbeiten in der Hafenlogistik, in Binnen- und Seehäfen stellt besondere Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit. Die BGHW bietet zielgruppenspezifische Qualifizierungsangebote für die Hafenbranche. 

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