Das Wichtigste im Überblick
- Von Auszubildende für Auszubildene: Dreharbeiten zu TikTok-Clips bringen junge Arbeitnehmende vor die Handykamera.
- BGHW, BGA und DVR setzen sich mit ihrer Kampagne "komm gut an." für Verkehrssicherheit bei jungen Bereufsteinsteigerinne und Berufseinsteigern ein.
- Auch Auszubildende des Unternehmens Hardy Schmitz in Rheine machen mit.
- Einen ganzen Tag lang engagieren sich Auszubildende für das Social Media-Projekt.
Mit ihrer Kampagne "komm gut an." wollen BGHW, Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR) sowie Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) Auszubildende und junge Berufseinsteigerinnen und -einsteiger für die wohl größte Gefahr in ihrer Altersgruppe sensibilisieren: Straßenverkehrsunfälle. Dies gelingt aktuell mit TikTok-Videos, die von Auszubildenden für Auszubildenden selbst konzipiert und gedreht werden. Zu Besuch bei einem TikTok-Workshop bei Hardy Schmitz in Rheine.
„AAAAAAAAAnd acTION!“ Es hat schon so ein bisschen was von Hollywood. Wenn die Filmbefehle auf englischer Sprache durch die große Firma schallen, die Arbeiten hier in der gefühlt ein paar Stunden pausieren und die Logistikhalle des Unternehmens Hardy Schmitz wie ausgestorben wirkt. Doch statt Stuntmen auf Motorrädern sausen hier Azubis auf Bobbycars und Rollern durchs Lager. Statt großer Kameras mit noch größerem Filmteam halten Philipp Schultheis und Çınar Çabuk die Smartphones aufs Geschehen. Was hier aufgenommen wird, ist nicht für die große Kinoleinwand bestimmt, sondern fürs Hochformat 9:16.
Querschnitt durch rund 30 Ausbildungsplätze
Im Hauptsitz des Elektro-Großhandelsunternehmens entstehen heute TikTok-Videos der Kampagne „komm gut an.“. Ein ganzer Tag ist dafür reserviert. Als Hauptdarstellerinnen und -darsteller freiwillig gemeldet haben sich die Azubis Jonas Verwold (21), Michelle Vorländer (24) und Valeska Godde (21). Sie sind in unterschiedlichen Ausbildungsjahren, haben sich für unterschiedliche Berufe entschieden. Während Jonas alles übers Büromanagement lernt, wird Michelle Groß- und Außenhandelskauffrau und Valeska Fachkraft für Lagerlogistik. Damit liefert das Trio einen Querschnitt durch die rund 30 Ausbildungsplätze, die Hardy Schmitz vorhält.
Gefährdete Zielgruppe im Fokus
Seit Sommer 2023 mobilisiert die BGHW gemeinsam mit BGA und DVR Auszubildende, um sich für die Verkehrssicherheit von jungen Berufseinsteigerinnen und -einsteigern stark zu machen. Denn nicht nur weltweit sind Verkehrsunfälle die häufigste Todesursache von Menschen zwischen 15 und 25 Jahren. Auch in Deutschland: 70.957 Verkehrsteilnehmende dieser Altersgruppe verunglückten hierzulande allein im Jahr 2022 – 363 davon tödlich. Mit kurzen Clips in den sozialen Netzwerken möchten die Kampagnenpartner für die Gefahren sensibilisieren. Auf dem TikTok-Kanal der Kampagne gelingt dieses Vorhaben. Wöchentlich erscheinen dort Kurzvideos, die Spezialeffekte, Musik und andere Features beinhalten, die auf zum Teil lustige, aber auch ernste Weise auf die Gefahren im Straßen- und innerbetrieblichen Verkehr hinweisen. Mit Erfolg: die Community wächst stetig.
Herzensprojekt der Azubi-Verantwortlichen
Ausbilderin Shanna Rein wurde über einen Newsletter auf die Kampagne aufmerksam und hat sich mit ihrer Firma für die Dreharbeiten beworben. „Die Sicherheit unserer Auszubildenden liegt uns bei Hardy Schmitz sehr am Herzen. Wir erleben sie als sehr umsichtige, aufmerksame junge Leute. Aber es kann nicht schaden, wichtige Aspekte der Verkehrssicherheit durch dieses Projekt in Erinnerung zu rufen und sie auf das Angebot auf TikTok aufmerksam zu machen“, sagt Rein. Damit schlägt das Team von Hardy Schmitz sogar zwei Fliegen mit einer Klappe. Man habe sich schon länger überlegt, auf den sozialen Medien wie TikTok aktiv zu sein, erklärt auch Lisa Heßmert, Marketingmanagerin des Unternehmens. Nun habe sich mit der Aktion die Gelegenheit ergeben, das soziale Netzwerk kennen zu lernen.
Social Skills werden geschult
Die Organisation der Videoclips obliegt der BGHW, dem DVR sowie dem BGA. Gemeinsam mit der Agentur Verkehrssicherheit Konzept & Media und der Agentur Ballhaus West aus Berlin, die die Kampagne betreuen, werden Workshops mit den Azubis organisiert und danach Drehs vor Ort in den Betrieben vereinbart. Mehrmals im Jahr haben Auszubildende so die Möglichkeit, im Kreis kreativer Köpfe – sogenannter Content-Creator – eigene Video-Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Eine Möglichkeit, die das Hardy Schmitz-Trio überzeugt hat, wie Michelle für die Truppe erklärt. „Ehrlich gesagt war ich vorher noch nie wirklich in den sozialen Medien aktiv. Ich schaue mir Videos an, habe aber selbst noch nichts hochgeladen.“ Es habe etwas Überwindung gekostet, vor der Handykamera zu stehen, am Ende aber großen Spaß gemacht. Das merkt man den Protagonisten sichtlich an: Nach nur wenigen „Cuuuuuuts“ ist die Aufregung verflogen. Die Auszubildenden wirken routiniert und sind zudem sehr talentiert. Die kleinen Drehbücher kennen sie auswendig, wissen sofort, was wann zu tun ist.
DVR, BGA und BGHW fördern Eigeninitiative
„Das ist eine Entwicklung, die wir bei den Dreharbeiten oft beobachten“, erklärt Tanja Nagel vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat. Sie ist bei den Drehs dabei und achtet darauf, dass in Sachen sichere Mobilität und Arbeitsschutz alles passt. Sitzen Helm und Schützer richtig? Ist die Handhabung der Geräte korrekt? Vermittelt werden soll in den Videos schließlich, was am Ende auch wirklich das Leben schützt. Unterhaltung statt Unterweisung. Nagel sagt, dass die Souveränität der Auszubilden inspirierend sei: „Ich denke es ist wichtig, dass sie hier ihre eigenen Ideen zum Leben erwecken. Dass sie ihre eigenen Videos produzieren.“ Sich mit einer Sache identifizieren zu können, das sei schließlich das A und O für die Authentizität.
Altgelerntes reaktivieren
Bei den Dreharbeiten bei Hardy Schmitz läuft derweil alles bestens. Das bestätigen auch Philipp Schultheis und Çınar Çabuk von Ballhaus. Viel mehr Zeit für Wiederholungen hatten sie für die einzelnen Sequenzen im Drehablauf eingeplant. Doch mit Jonas, Michelle und Valeska klappt vieles auf Anhieb wunderbar. Das zeugt auch davon, dass das Trio in Sachen Verkehrssicherheit gut geschult ist und Bescheid weiß.
Ist das Ganze denn auch im Freundeskreis Thema? Spricht man beispielsweise darüber, einen Helm zu tragen? „Ich habe das von zuhause mitbekommen. Meine Eltern haben mich auf Gefahren aufmerksam gemacht und mir erklärt, wie ich mich in manchen Situationen am besten verhalten sollte“, sagt Valeska. Das habe sie im Teenie-Alter aber nicht immer dazu ermutigt, sich auch an diese Vorgaben zu halten. „Ich finde es gut, dass wir auf diese Weise an die Spielregeln im Straßenverkehr erinnert werden“, sagt sie. Die 21-Jährige hat beim TikTok-Dreh sogar solch großen Spaß, dass sie sich vorstellen kann, weiterzumachen. „Ich habe vorher noch nie Videos produziert. Aber nun sehe ich, was man mit der App alles machen kann. Wie leicht es ist, wenn man die Handhabung gut erklärt bekommt. Ich könnte mir vorstellen, so etwas öfter zu machen.“
„Safe or deadly“ ?
Die Storys haben die Auszubildenden selbst entwickelt. Mal sausen sie mit Rollern und Bobbycars durch die Logistikhalle und versuchen konzentriert arbeitende Kollegen und Kolleginnen abzulenken. Ein anderer Clip erinnert an einen alten Western. Auch beim für die Kampagne neu konzepierten aber bei der Community längst etablierten TikTok-Format „Safe or deadly“ brillieren die Auszubildenden. Dazu werden ihnen Bilder von Verkehrsteilnehmenden gezeigt und sie müssen per Buzzer-Druck erraten, ob Ausrüstung und Verhalten gut sind oder Gefahren bergen.
Jonas und Michelle haben sich auf diesen Plot eingelassen. In einem Tagungsraum der Firma werden sie beim Ratespiel von Çınar gefilmt. Mal sehen sie Menschen, die auf einem Flurfördergerät balancieren – das ist einfach „Deadly!“, mal ist die Szene nicht ganz klar: eine Frau schiebt ihr Fahrrad, trägt dabei einen geöffneten Helm. „Theoretisch deadly, denn eigentlich muss der Helm geschlossen sein“, meint Jonas. „Quatsch. Safe!“, ruft Michelle. „Sie fährt ja nicht!“. Eins zu Null für die Kollegin und Jonas darf aus seiner Bestrafung wählen: Center-Shock-Bonbon oder ein beherzter Schluck Sauerkrautsaft. Im Verlauf der Dreharbeiten muss der 21-Jährige einiges probieren. Mit angesäuertem Gesicht liefert das sehr unterhaltsame Filmaufnahmen. „Jaja, da dürfen die Leute gerne über mich lachen“, nimmt es der Auszubildende gelassen und ergänzt: Besser etwas Saures schmecken, als verunfallen.
Rundum-Betreuung durch die Kooperationspartner
Für die Dreharbeiten werden die Azubis den ganzen Tag von ihrer Arbeit freigestellt, bekommen Kaltgetränke und Kekse, zum Mittagessen wird Pizza bestellt. Am Ende sind alle rund acht Stunden auf den Beinen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Entstanden sind zehn Clips, die nun den Content auf dem TikTok-Kanal bestimmen.
Für den Fortbestand der Videoclips ist es wichtig, dass sich regelmäßig Mitgliedsunternehmen der BGHW für Drehtage melden. „Wir finden da gemeinsam mit den Unternehmen einen Weg, wie die Dreharbeiten in den Berufsalltag integriert werden können“, sagt Tanja Nagel. Das Team nimmt sich zudem die Zeit, auch unerfahrenen Schauspielern das Agieren vor der Kamera zu erklären. Was nicht passt, wird verändert und so lange gedreht, bis alle zufrieden sind. „Die jungen Leute sollen sich ja mit dem Ergebnis wohlfühlen, die Clips gerne ansehen und auch in ihrem Freundeskreis teilen“, sagt Philipp Schultheis.
Nach dem Dreh nimmt die Agentur das Material mit und macht sich an den Schnitt der Videoclips. „Die Azubis müssen nicht Cutten“, so Nagel. „Wir freuen uns auf das Ergebnis und können es gar nicht abwarten“, erklärt Michelle für ihre Truppe. Auch die Kollegen und Kolleginnen seien schon gespannt darauf, die bekannten Gesichter und die eigene Firma auf TikTok zu sehen.
Zum TikTok-Kanal @komm.gut.an
Zur Kampagnen-Website www.kommgutan.de