Das Wichtigste im Überblick
- Kartons aufschneiden ohne Risiko – dazu sind Sicherheitsmesser und die richtige Schnittführung unabdingbar. BGHW-Experte Dirk Hachtel erklärt, was beachtet werden muss, damit man sich nicht ins eigene Fleisch schneidet.
- Das Einhalten einfacher Merkregeln sorgt dafür, dass die Hände heil bleiben – einen Überblick gibt unsere Bildergalerie.
- Strapazierte Hände im Handel? Wir zeigen auf, was beim Thema Hautschutz- und pflege wichtig ist.
Ob beim Aufschneiden von Kartonagen, Klebebändern, Folien oder Umreifungsmaterial: Schnitt- und Stichverletzungen sind eine häufige Verletzungsart im Handel und treten in allen Gewerbezweigen auf. Deshalb ist es wichtig, im Umgang mit Messern zum Öffnen von Verpackungen grundlegende Sicherheitsregeln zu beachten.
Im Handel müssen unzählige Verpackungen jeden Tag geöffnet und entsorgt sowie unterschiedliche Materialien geschnitten werden. Allein bei den Mitgliedsbetrieben der BGHW ereignen sich mit Messern und Cuttern insgesamt rund 7.000 meldepflichtige Unfälle pro Jahr, die eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen nach sich ziehen.
Finger weg von Taschenmesser oder Schere!
Dirk Hachtel, Aufsichtsperson bei der BGHW und Experte beim Thema Schneidwerkzeuge, weiß von häufigen Unfallursachen zu berichten. Schere, Küchen- und Taschenmesser oder ein Cuttermesser mit Abbrechklinge sind für das Öffnen von Kartons ungeeignet. Eine offene, feststehende Klinge an sich ist schon gefährlich. Unfälle ereignen sich oft, wenn man beim Schneiden in dickes Material vom Griff des Messers abrutscht. Nicht nur die eigenen Hände können dabei verletzt werden, sondern auch Beschäftigte, die mithelfen. Gefährlich ist außerdem der Transport von ungesicherten Messern in der Hosen- oder Jackentasche, das Wechseln der Klinge sowie eine nicht sachgemäße Entsorgung in allgemein zugänglichen Abfallbehältern.
„Wir empfehlen für das Öffnen von Kartons und anderen Verpackungen Sicherheitsmesser“, sagt Hachtel. Es gibt sie in verschiedenen Bauformen und Sicherheitsstufen. Um die Hände zu schützen, können auch schnittfeste Handschuhe getragen werden, vor allem beim Klingenwechsel. „Der sichere Umgang mit Messern sollte im Betrieb immer wieder thematisiert werden. Wichtig sind vor allem auch die Gefährdungsbeurteilung und die Unterweisung der Beschäftigten“, so der Experte.
Das richtige Schneidwerkzeug
Messer und Klinge müssen auf das zu schneidende Material und die jeweilige Arbeitsaufgabe abgestimmt sein. Beschäftigte sollten immer auf einen geschützten Transport und eine sichere Lagerung des Schneidwerkzeugs achten, damit es nicht zu Verletzungen kommt. Generell sind Messer mit abgerundeter Klinge aus Stahl oder Keramik solchen mit spitzer Klinge vorzuziehen. Bei Messern mit automatischem Klingenrückzug muss der Benutzer unmittelbar nach dem Einschneiden der Messerklinge in den Karton den Daumen vom Klingenschieber nehmen, damit die Klinge sofort in den Messergriff zurückfedern kann. Eine höhere Sicherheit bieten Messer mit vollautomatischem Klingenrückzug. Bei diesen wird die Klinge auch dann in den Messerkörper zurückgezogen, wenn der Klingenschieber festgehalten wird.
Gut geschnitten und geschützt
Die höchste Sicherheit bieten Sicherheitsmesser mit verdeckt liegender Klinge. Die Klingenspitze wird von einem Haken verdeckt und ist dadurch abgeschirmt, sodass man sich selbst beim Abrutschen nicht schneiden kann. Weiterer Vorteil: Auch die Ware in der Verpackung wird vor Beschädigungen geschützt. Darüber hinaus sind Folienmesser erhältlich. Diese Spezialmesser eignen sich für das Aufschneiden von Schrumpffolien und Bandverschnürungen. Sie sind besonders geformt und haben ebenfalls eine Klinge, die verletzungssicher verdeckt liegt. Außerdem gibt so genannte Kombimesser. Sie bestehen auf der einen Seite aus einem Messer mit automatischem oder vollautomatischem Klingenrückzug, auf der anderen Seite aus einem Messer mit verdeckt liegender Klinge. Damit können sowohl Folien und Bandverschnürungen als auch Kartonagen geschnitten werden.
Checkliste: Anforderungen an ein Sicherheitsmesser
Was zeichnet ein Sicherheitsmesser aus, auf was gilt es zu achten? Die folgende Checkliste hilft dabei:
- Griff: ergonomisch gestaltetet, um ein Abrutschen der Hand auf die Klinge verhindern
- GS-Zeichen: empfohlen; durch unabhängiges Institut auf sichere Handhabung geprüft
- Klingensicherung: automatisch oder vollautomatisch zurückziehend; verdeckt liegende Klinge; das Feststellen der Klinge im ausgefahrenen Zustand darf nicht möglich sein
- Klingenschieber: Nutzung durch Links- und Rechtshänder möglich
- Klinge: scharf und unbeschädigt, auf die Arbeitsaufgabe abgestimmt; vom Hersteller für das Messer empfohlen
- Gewicht und Bauform: nicht zu schwer, robust, keine scharfen Kanten
- Gehäuse: aus bruchfestem Material
- Klingenführung: stabil
- Transportsicherung: unbeabsichtigte Klingenauslösung nicht möglich
- Bedienungsanleitung: umfassend und verständlich
- Klinge aus einem Stück: Abbrechen der Klinge in Segmenten nicht möglich
Betriebe finden das entsprechende BGHW-Wissen "Messer zum Öffnen von Verpackungen" hier zum kostenlosen Download.
Exkurs: Hautschutz und Pflege
Beschäftigte im Handel und in der Warenlogistik müssen besonders auf ihre Hände achten, weil diese durch die Arbeit stark strapaziert werden. Neben dem Kommissionieren gefährdet der Umgang mit Paletten, Rollbehältern und Rollcontainern sowie mit Verpackungsmaterialien die Haut. Die Arbeit mit Kartonagen entzieht ihr zum Beispiel Feuchtigkeit und macht sie trocken und spröde. Im Winter belasten Kälte, Wind, Nässe sowie Heizungsluft die Haut zusätzlich. Dazu kommt die häufige Reinigung von verschmutzten Händen. Oft entstehen dabei kleinste Verletzungen und schädigende Stoffe können in tiefere Hautschichten eindringen und Entzündungen verursachen. Auf die Tätigkeit abgestimmte Schutzhandschuhe helfen dabei, neben dem Schutz vor Verletzungen auch die Verschmutzung der Haut zu verringern.
Allerdings schwitzen die Hände bei längeren Tragezeiten von feuchtigkeitsdichten Handschuhen. Die Haut weicht auf und Schadstoffe und Krankheitserreger haben ein leichtes Spiel. Daher sollten Beschäftigte feuchtigkeitsdichte Schutzhandschuhe nur so lange wie nötig tragen und sie wechseln, wenn die Hände zu schwitzen beginnen. Tipp: Baumwoll-Unterziehhandschuhe sorgen für ein längeres hautverträgliches Klima unter dem Schutzhandschuh, weil sie die Feuchtigkeit aufnehmen. Zur Hautpflege empfehlen sich nach Arbeitsende und in Pausen Cremes, die den Fett- und Feuchtigkeitsverlust ausgleichen. Beim Eincremen der Hände auch die Fingerzwischenräume, die Fingerkuppen und die Nagelfalze nicht vergessen!
Gut zu wissen: Der betriebliche Hautschutzplan informiert über die konkreten arbeitsplatz- bzw. tätigkeitsbezogenen Hautschutzmaßnahmen und wann diese wie anzuwenden sind. Er enthält Informationen über Hautschutzmittel und Schutzhandschuhe, Hautreinigungs- und Hautdesinfektionsmittel sowie über Hautpflege.
Alles Wissenswerte über den Hautschutz in Lager und Logistik gibt es hier in der Übersicht.