Das Wichtigste im Überblick
- Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der schnelles Handeln erfordert. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall muss sofort der Rettungsdienst gerufen werden.
- Der FAST-Test hilft Laien dabei, Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen.
- Antonia Felicia Valentin, Gesundheitswissenschaftlerin und Präventionsexpertin der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, gibt Tipps zum richtigen Verhalten im Notfall und zur Vorbeugung eines Schlaganfalls.
Nach Angaben des Robert Koch Instituts zählt der Schlaganfall zusammen mit Herz- und Krebserkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Außerdem stellt er die häufigste Ursache für bleibende Behinderung im Erwachsenenalter dar. Was sind die Anzeichen dieser Erkrankung, wie leistet man Erste Hilfe und was kann man tun, um einem Schlaganfall vorzubeugen?
Gehirn in Gefahr…
Bei einem Schlaganfall wird Gehirngewebe geschädigt – entweder durch einen Gefäßverschluss oder eine durch eine Gehirnblutung. In beiden Fällen sind die Blutversorgung und damit die Sauerstoffversorgung eines Teilbereichs des Gehirns unterbrochen. Dies wiederum führt zu neurologischen Ausfällen wie Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen – den typischen Symptomen eines Schlaganfalls. Es drohen bleibende Behinderungen. Außerdem besteht die Gefahr, dass Betroffene bewusstlos werden und es zum Atemstillstand kommt.
Zu den Risikofaktoren zählen Bluthochdruck und Arterienverkalkung, selten auch tückische Gefäßdefekte wie ein Aneurysma. Dabei handelt es sich um Aussackungen in der Gefäßwand einer Schlagader (Arterie). Diese sind oft nicht bekannt, zum Teil angeboren und werden häufig zufällig entdeckt. Reißt ein Aneurysma im Gehirn, zum Beispiel aufgrund von plötzlichem auftretendem, sehr hohen Blutdruck, führt dies zu einer lebensbedrohlichen Blutung.
Umgehend Notruf wählen!
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist beherztes, schnelles Handeln erforderlich. Das heißt: sofort den Notruf unter 112 rufen und den Verdacht auf einen Schlaganfall mitteilen. Die Folgen von zu später Hilfe verdeutlicht auch der Leitsatz: „Time ist brain“. Denn je länger sich die Behandlung verzögert, umso mehr Gehirngewebe wird geschädigt. Dagegen könnten bei rechtzeitiger Behandlung viele schwere Schlaganfall-Folgen verhindert oder gelindert werden. Nach Angaben der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe kommen jedoch nur 10 Prozent der Patientinnen und Patienten innerhalb der ersten Stunde nach Auftreten der Symptome in ein Krankenhaus.
Symptome eines Schlaganfalls
Nicht immer sind die Anzeichen für einen Schlaganfall deutlich ausgeprägt und gut zu erkennen. Deshalb ist die Ansprache der Betroffenen so wichtig, um dadurch wertvolle Hinweise zur Einschätzung der Gesundheitsgefahr zu erhalten.
Schlaganfallsymptome sind:
- Gesichtslähmung mit herabhängendem Mundwinkel und einseitig geschlossenem Augenlid
- Lähmung einer ganzen Körperseite (Halbseitenlähmung)
- Missempfindungen (Taubheitsgefühl) und/oder Kraftminderung in Armen und Beinen in leichten Fällen
- Sehstörungen, Sprachstörungen mit „verwaschener“ Sprache.
- Schluckbeschwerden, womöglich mit Erstickungsgefahr
- Gedächtnisstörungen mit Orientierungsproblemen
- Bewusstlosigkeit sowie Atem- und Kreislaufstörungen
TIA als Vorbote eines schweren Schlaganfalls
Es kann auch sein, dass Symptome eines Schlaganfalls innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden. Dann handelt es sich häufig um eine vorübergehende Durchblutungsstörung. Sie wird auch als vorübergehende (transitorische) ischämische Attacke – kurz: TIA – bezeichnet. Auch dieser „Mini-Schlaganfall“ erfordert rasche medizinische Hilfe – am besten in einer Stroke-Unit eines Krankenhauses. Dort werden Schlaganfallpatinnen und -patienten schnell, umfassend und fachübergreifend behandelt. Die Teams bestehen aus Fachärztinnen und Fachärzten aus den Bereichen Neurologie, Kardiologie und Radiologen sowie aus dem Bereich Neuro- und Gefäßchirurgie. Beim Schlaganfall, der durch Gefäßverschluss entstanden ist, wird in der Regel versucht, das Blutgerinnsel durch Medikamente aufzulösen. Und je früher das passiert, desto besser sind die Chancen für die Betroffenen, den Schlaganfall möglichst unbeschadet zu überleben.
3 Fragen an … Antonia Felicia Valentin, Gesundheitswissenschaftlerin und Präventionsexpertin der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Was wird von Angehörigen, Kolleginnen und Kollegen oder Passanten oft falsch gemacht, wenn jemand einen Schlaganfall erleidet?
Viele Menschen scheuen sich davor, den Rettungsdienst, das heißt die 112 zu benachrichtigen. Oftmals hoffen Betroffene und Angehörige, dass die Beschwerden wieder von selbst verschwinden – aber selbst, wenn die Symptome nur vorübergehend sind, können diese gegebenenfalls einen schweren Schlaganfall ankündigen. Diese Hoffnung kostet viel Zeit und kann bei einem Schlaganfall schlimme Folgen haben, da jede Minute zählt. Mittels FAST-Test kann ein Schlaganfall oft auch von Laien schnell erkannt werden. Bei der Rettungsleitstelle sollte der Verdacht auf einen Schlaganfall direkt geäußert werden. Der Betroffene sollte nicht allein gelassen werden, von enger Kleidung befreit werden und bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage gebracht werden. Es könnten Schluckstörungen vorliegen, weswegen von Getränken oder Medikamentengabe abzusehen ist.
Wie unterstützt der FAST-Test medizinische Laien dabei, einen Schlaganfall zu erkennen?
Bei dem FAST-Test handelt es sich um einen Schnelltest, der dabei helfen kann, die Symptome eines Schlaganfalls rechtzeitig zu erkennen. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat den Test als kostenlose App herausgebracht. FAST steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache), Time (Zeit). Der Test geht sehr schnell und ist auch für Laien zu empfehlen, um einen Schlaganfall zu erkennen. Bei einem Schlaganfall sollte die Behandlung frühzeitig eingeleitet werden, da die Chance auf ein gutes Ergebnis zeitabhängig sind – ansonsten drohen schwere langfristige neurologische Ausfallerscheinungen.
So funktioniert der FAST-Test
Face: Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
Arms: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
Time: Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.
Der FAST-Test der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe ist als kostenlose App (in den Sprachen Deutsch, Englisch und Türkisch) erhältlich.
Was kann ich selbst tun, um einem Schlaganfall vorzubeugen?
Man sollte die Risikofaktoren kennen und vermeiden. Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen gehören zu den Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall. Bei der Entstehung dieser Risikofaktoren spielen neben der genetischen Veranlagung auch Lifestyle-Faktoren wie Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Stress eine zentrale Rolle. Durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und die Vermeidung von chronischem Stress lassen sich viele Risikofaktoren vermeiden. Zudem sollten Check-Up Termine regelmäßig in Anspruch genommen werden, der Alkoholkonsum auf ein Minimum reduziert werden und das Rauchen eingestellt werden. Abschließend lässt sich sagen, dass ein gesunder Lebensstil leider nicht immer schützt, aber er hilft auch nach einem Schlaganfall bei der Rehabilitation und kann vor einem erneuten Schlaganfall schützen. Lassen sich Blutdruck, Blutzucker- und Cholesterinwerte durch eine gesunde Lebensführung nicht in den Normalbereich absenken, sollte eine medikamentöse Behandlung erwogen werden.
Checkliste - Erste Hilfe beim Schlaganfall: So handeln Sie richtig
Alarmieren Sie sofort den Rettungsdienst (Notruf 112).
Stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung.
Wiederbelebung bei Herz-Kreislauf-Stillstand (keine Atmung).
Wenn die betroffene Person bei Bewusstsein ist, lagern Sie sie bequem mit erhöhtem Oberkörper.
Polstern Sie die gelähmten Körperteile.
Beobachten und betreuen Sie die betroffene Person ständig bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.