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Mit Interview

Früh übt sich – Azubis gegen Stolperfallen

ca. 5 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Für Azubis ist das Thema Arbeitssicherheit in der Regel Neuland. Umso wichtiger ist es, sie auf mögliche Gefahren im Betrieb vorzubereiten.
  • Mangelnde Fitness bei Jugendlichen und jungen Mitarbeitenden führt zu einer Zunahme von Sturzunfällen.
  • Die Initiative Jugend will sich-er-leben der DGUV gibt hilfreiche und innovative Tipps zum Jahresthema SRS (Stolpern, Rutschen, Stürzen).
  • Im Interview berichtet Stefanie Jansen, Ausbildungsleiterin bei der Collin KG in Duisburg, wie Auszubildende bei ihnen an das Thema Arbeitsschutz herangeführt und für mehr Gesundheit und Sicherheit sensibilisiert werden.
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Auszubildende sollten von Anfang an für Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle sensibilisiert werden. Deswegen steht das Thema auch bei „Jugend will sich-er-leben“ (JWSL), dem Präventionsprogramm der DGUV für Berufsschulen und Auszubildende, bis Sommer dieses Jahres im Mittelpunkt.

Die Generation TikTok tickt anders. Um die Aufmerksamkeit der jungen Auszubildenden zu gewinnen und sie für sicheres und gesundes Verhalten zu sensibilisieren, bedarf es heutzutage etwas mehr. Flyer und langweilig gestaltete Unterweisungen reichen nicht aus. Auszubildende sind stark digital geprägt, und Ausbildungsbetriebe müssen sich darauf einstellen. Das Präventionsprogramm „Jugend will sich-er-leben“ bietet im Netz viele Hilfestellungen und Anregungen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. So gibt es zum Beispiel einen Kreativwettbewerb zum jeweiligen Jahresmotto, ein Quiz und Filme von Azubis für Azubis. Doch auch in den Betrieben kann man kreativ werden: „Für Ausbilderinnen und Ausbilder bietet es sich an, ausgewählte Medien von den Azubis individuell bearbeiten zu lassen und diese dann virtuell oder in Präsenz, in der Gruppe zu besprechen“, rät Stefanie Hobrack-Zscheich, bei der BGHW für das Themenfeld Ausbildung zuständig. „Die Ergebnissicherung kann dann spielerisch erfolgen, etwa über ein Arbeitsschutz-Bingo.“ 

Aktuell führt die BGHW mit der Duisburger Collin KG ein Qualifizierungsprojekt durch. Zu „Gefährdungen am Arbeitsplatz“ nahmen die Azubis an einer Betriebsrallye teil. Dabei haben die jungen Leute thematische Karten gezogen, den Betrieb erkundet, gute und schlechte Beispiele fotografiert, ein Plakat erstellt und dieses in der Gruppe vorgestellt. Im Interview erzählt Stefanie Jansen, Ausbildungsleiterin bei der Collin Dienstleistungs-GmbH, wie die Rallye bei den jungen Kolleginnen und Kollegen angekommen ist und welche Vorteile sie für alle Beteiligten hatte.


Mangelnde Fitness begünstigt Unfälle

Das diesjährige Thema SRS-Unfälle ist deshalb so wichtig, weil es nicht nur ältere, weniger mobile Menschen betrifft. Laut JWSL zeigt eine aktuelle Studie, dass sich junge Menschen immer weniger bewegen und ihre körperliche Fitness daher schwächer ausgebildet ist. Das sei ein Hauptgrund dafür, warum Stürze bei jüngeren Erwachsenen zunehmen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigte sich erst kürzlich besorgt über den Bewegungsmangel der Deutschen. 44 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer über 18 Jahren müssten sich mehr bewegen. Bei den 11- bis 17-Jährigen sind es sogar dramatische 88 Prozent der Mädchen und 80 Prozent der Jungen. Die Corona-Pandemie, Homeoffice und Homeschooling tragen einen großen Anteil an dieser Entwicklung. Umso wichtiger ist es, mit gezielten Präventionsmaßnahmen auf die junge Generation einzuwirken und das Gefährdungspotenzial für SRS-Unfälle zu vermindern.

„Jugend will sich-er-leben“ (JWSL)

  • Berufsgenossenschaften und Unfallkassen machen mit „JWSL“ Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger mit den Risiken der Arbeitswelt vertraut und motivieren sie zu sicherem und gesundem Verhalten.
  • Sie erreichen damit jährlich bis zu 800.000 junge Beschäftigte. 
  • Das Programm bietet kostenfreie Unterrichts- und Unterweisungsmedien für Berufsschullehrende und Ausbildende sowie einen Kreativwettbewerb. 
  • Das Motto „Watch out! – Null Stolpern, Rutschen, Stürzen“ ist noch bis zum Sommer das Präventionsthema des Ausbildungsjahres 2022/2023.
  • Zur Website www.jwsl.de

Interview mit Stefanie Jansen, Ausbildungsleiterin bei der Collin KG

Stefanie Jansen, Ausbildungsleiterin bei der Collin KG in Duisburg

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, wenn es darum geht, junge Mitarbeitende für Arbeitssicherheit zu sensibilisieren?

Die Gesundheit aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist uns sehr wichtig. Daher steht das Thema Arbeitssicherheit an oberster Stelle. Doch junge Mitarbeitende, die ggf. direkt von der Schule zu uns kommen, haben kaum oder gar keine Wahrnehmung was für Gefährdungen in einem Unternehmen lauern können. Daher müssen sie von Anfang an besonderes sensibilisiert werden. Ob im Büro oder in der Logistik – überall können bei fehlender Aufmerksamkeit oder unsachlicher Handhabung Arbeitsunfälle passieren. Dem können wir durch eine frühzeitige und permanente Ansprache entgegenwirken.
 

Wie ist die Betriebsrallye bei Ihren Azubis angekommen?

Das Feedback unserer gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden war unglaublich positiv. Eine Wiederholung des Projekts wird es mit Sicherheit geben.
 

 

Welchen Bezug hatte die Rallye zum Thema SRS?

Unsere Auszubildenden hatten die Aufgabe, mit offenen Augen nach „Gefahrenquellen“ Ausschau zu halten, diese nachzustellen um sie anschließend fotografisch zu präsentieren. Hierbei waren sie im ganzen Unternehmen unterwegs und haben uns Schwachstellen aufgezeigt.
 

Gab es Überraschungen oder besondere Erkenntnisse?

Wir waren von unseren neuen SRS-Scouts, den Azubis, sehr angetan, da sie uns auf eine Schwachstelle im Unternehmen aufmerksam gemacht haben, die wir noch nicht im Fokus hatten. 
 

Was sind die Vorteile bei dieser Art der Wissensvermittlung?

Die Unfallgefahren in unserem Betrieb konnten durch die Rallye viel realer und praxisnäher veranschaulicht werden. Das hat zu einem hohen Wissenstransfer durch die Interaktion und eine nachhaltige Sensibilisierung geführt. Unsere Azubis gehen jetzt mit einem anderen Blick durch den Betrieb und haben das Thema besser verinnerlicht.

Und wenn doch ein Unfall passiert?

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen können Unfälle mit Auszubildenden natürlich passieren. Diese Schritte sollten Ausbilderinnen und Ausbilder im Falle eines Unfalls beachten und einleiten. 

  • Akut: Erste Hilfe, Untersuchung beim Durchgangsarzt
  • Danach: BG-Unfallmeldung, Information der Fachabteilung (in der der Azubi eingesetzt ist) und der Berufsschule
  • Bei längerem Ausfall: Kontakt zur IHK/HWK: Klärung, ob die Ausbildungszeit verlängert werden muss. Mögliche Konsequenzen daraus: Wechsel der Berufsschulklasse, Änderung des Ausbildungsplans, Verschiebung der Prüfungstermine
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Fokus: Sturzunfälle

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